: Adressierung
Eine wichtige Dimension der Kommunikation ist die Adressierung. Unter Adressierung verstehen wir nicht die tatsächliche Distribution/Rezeption, sondern die Vorstellung des Sprechenden, Schreibenden, Singenden, Gestaltenden beim Sprechen, Schreiben, Singen und Gestalten. In der Anwesenheit besteht der wahrgenommene Adressat als Einheit von vorgestellter und tatsächlicher Adresse. Das mögliche Auseinanderfallen von imaginärerem Adressaten und tatsächlichem Rezipienten in allen Speichermedien erlaubt ein gestaltendes Experimentieren mit der Adressierung, ohne dass dies notwendigerweise auf die Distribution wirkt.

Ausgangspunkt experimenteller Adressierung kann sein, nach einer bestimmten Qualität, die für einen bestimmten Zweck sinnvoll erscheint, zu zielen. Wir fragen uns also, welcher Adressat gewählt werden müsste, um jene Qualität zu erreichen, die wir erreichen wollen. Beispielsweise kann die Verständlichkeit von theoretischen Aussagen dadurch erhöht werden, dass Kinder als Gesprächspartner ausgewählt bzw. imaginiert werden, oder es kann, beispielsweise dadurch eine bestimmte Atmosphäre, Stimmung, Qualität für künstlerische Arbeiten erzeugt werden, dass wir uns für einen entsprechenden Adressaten als Arbeitshypothese entscheiden (dieser muss in der fertigen Arbeit nicht unbedingt expliziert werden).

Die Arbeit an der Imagination des Adressaten ist von Stanislawski, Harald Curmann, Uta Hagen, Stella Adler und Lee Strasberg in Bezug auf Bühnen- und Filmschauspielerei entwickelt worden. Aber auch schon Freud war die Bedeutung der Adresse für das Sprechen bewusst.

Folgende Techniken können unterschieden werden:
- Bewusstes Auswählen eines tatsächlichen Adressaten in Anwesenheit und Interaktion
- Interpretation des Aufnahmegerätes
- Bewusste Imagination eines Adressaten durch den Sprechenden, Schreibenden oder Gestaltenden

Die Adressierung kann real oder spielerisch sein. Ein Beispiel für den ersten Fall ist ein Brief, der nachträglich veröffentlicht wird. Ein Beispiel für den zweiten Fall ein Briefroman.

In Bezug auf die Imagination des Adressaten haben wir unterschiedliche Formate entwickelt:

Media for one
MiniRadio